Die Luft wird schrittweise knapper:
Zunächst wird „die andere Meinung“ nicht mehr sachlich, sondern entlang der Kategorien „gut“ und „böse“ bewertet.
Wer jetzt noch sprechen will spricht nicht mehr mit dem Anderen, sondern mit dem bösen Anderen.
Rechtfertigen muss sich ab sofort, wer noch den Dialog sucht. Rechtfertigen muss sich aber auch, wer diese Kategorisierung grundsätzlich in Frage stellt.
Und rechtfertigen muss sich recht bald auch jener, der Verständnis dafür hat, dass es Leute gibt, die noch immer mit dem bösen Anderen in den Dialog treten möchten.
Dass auch diejenigen Schuld an der Aufweichung der moralischen Front tragen, die den Dialogbesessenen aus den eigenen Reihen nicht denunzieren, nicht verstoßen, nicht bloßstellen und nicht ächten wollen ist nur konsequent.
Denn selbst die Nicht-Beteiligung an der wilden Jagd auf diejenigen, die eine Auseinandersetzungssperre für falsch halten, gilt mittlerweile als brennendes „Ja“ zum Dialog, zum Feind selbst.
Ja, die Zeiten werden polarisiert. Und dümmer.
Bezüglich des letzten Absatzes: Hast du so etwas schon selber erlebt?
LG KNI
Ja. Weder in meinem Beruf noch in meiner Familie ist es klug, solche Themen überhaupt anzusprechen. Wer sich outet riskiert in der Tat, seinen Job, einen Teil seiner Freunde und vielleicht auch seine Familie zu verlieren. Es kommt immer wieder vor und der Wind wird immer schärfer, weil dem Establishment langsam aber sicher die Felle wegschwimmen.