14 Gedanken zu „Moderner Irrtum

  1. Kardinal Novize Igor

    ja — nur muss man erst einmal die Erkenntnis verstehen, bevor man zum Irrtum kommen kann! *g*

    Oder so: auch die Hypothese, es handle sich bei Wissenschaft nur um sozusagen angesammelte Irrtümer, muss erst mal überprüfen!

    Oder sollen wir sie gleich unter die Irrtümer einreihen?

    LG KNI

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  2. hansarandt Autor

    Die Erkenntnisse von heute erweisen sich erst morgen als Irrtümer. Die Erkenntnisse von gestern wurden erst heute als Irrtümer erkannt. Wäre es anders, gäbe es keinen wissenschaftlichen Fortschritt. Das sagt mir, das die Wissenschaft keine felsenfest Erkenntnis liefert, sondern immer nur eine Zustandsbeschreibung eins Wissens im Fluss sein kann. Alles andere ist Dogmatik.

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  3. Kardinal Novize Igor

    Richtig!
    Was anderes behaupten auch Wissenschaftler nicht.
    Freilich sind manche Erkenntnisse extrem gut gesichert, und das Wort „Irrtum“ ist daher nicht wirklich adäquat. Die Schrödingergleichung zb. arbeitet mit Näherungen. Die lassen sich freilich verbessern (geschieht dauernd), aber hier von einem „Irrtum“ zu sprechen, passt nicht.

    Wenn man zb. mit der Schrödingergleichung ein Molekül simuliert und für zwei Atome eine Bindungslänge von 1.89534 angström herausbekommt;

    und eine chemische Analyse dieses Ergebnis bis auf die letzten zwei Kommastellen bestätigt;

    und man ähnlich genaue Ergebnisse bei allen anderen Bindungslängen auch bekommt;

    und – wichtig – die chemische Analyse auf einer anderen Theorie beruht (was etwa bei der Röntgendiffraktion der Fall ist)

    -ist man als NAWI zufrieden. Weil: die Wahrscheinlichkeit, dass alle diese Werte durch „Zufall“ so gut passen, geringer ist, als drei Lottosechser hintereinander. Und je mehr Werte passen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit des Irrtums.

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    1. hansarandt Autor

      Es kommt nicht darauf an, wie genau oder wie Wahrscheinlich eine wissenschaftliche Erkenntnisse ist sonder darum, dass das Paradigma sich ändern kann, innerhalb dessen sie wahr ist. Beispiel: Es kommt nicht darauf an, wann genau die Sonne untergeht. Die Wahrheit bzw. Der Irrtum ist, dass sich die Erde, von der aus wir die Sonne beobachten, sich von der Sonne weg dreht. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang „Die Struktur der wissenschaftlichen Revolutionen “ von Thomas S Kuhn.

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  4. Kardinal Novize Igor

    Natürlich.

    Aber wie auch im Leben, so besteht die Weisheit des Wissenschaftlers (soferne er eine hat), in einer gewissen Selbstbeschränkung – keiner kann alles wissen.
    Meiner Ansicht nach ist der ein guter NAWI, der die Grenzen seiner Kompetenz genau kennt (und nicht der, der „alles“ weiss.)

    Angesichts etwa des praktischen Erfolges der Quantenmechanik wird sich an dieser nicht viel ändern – es kann aber durchaus sein, dass das Elektron eines Tages anders verstanden wird, ohne dass es eine Auswirkung auf seine bekannten Eigenschaften hat.

    Ein solcher Paradigmenwechsel war jener von newtonscher und Einsteinscher Mechanik (RT).
    Während die Grundlagen der Mechanik durch sie fundamental geändert wurden, änderte sich für die Bauingenieure durch Einstein nichts (da Häuser und Brücken sich nicht mit Lichtgeschwindigkeit bewegen) – in der Quantenmechanik allerdings (Elektronen bewegen sich in annähernder Lichtgeschwindigkeit relativ zum Kern) ist die RT freilich unverzichtbar.
    LG KNI

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    1. hansarandt Autor

      Das kann alles stimmen und so steht es auch in den Lehrbüchern, aber wie du vielleicht weißt, habe ich trotzdem in meinem Blog auch an dieser Sichtweise, die du oben darlegst, erhebliche Zweifel geäußert, die ich aber hier nicht aufwärmen will.
      Gestatte mir eine dumme Frage als nicht Nawi (darf man das sagen? klingt irgendwie wie Nafri):
      Mir ist zu Ohren gekommen, dass Einstein es sich zur Lebensaufgabe gemacht habe, die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik in einem System zu vereinen. Es sei ihm aber nicht geglückt. In deiner Darstellung scheinen sich diese beiden Planeten so gut zu vertragen wie Sonne und Mond. Das eine ohne das andere sei gar nicht denkbar.
      Wie erklärst du die verschränkten Teilchen, die scheinbar Informationen austauschen jenseits dem Paradigma der absoluten Lichtgeschwindigkeit, die notwendige Voraussetzung der Relativitätstheorie ist?

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    2. hansarandt Autor

      Wenn ich die eine Formel widerspruchsfrei in die andere einfügen kann, Dann sollte es auch ein Leichtes sein, eine Formel zu finden, aus der beide hervorgehen, oder?

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  5. Kardinal Novize Igor

    Zum Thema „Vereinigung von QM und RT“: googel mal die Dirac-Gleichung! Hier wird die RT in die Schrödinger-Gl. eingesetzt.

    Die Dirac-Gleichung liefert exzellente Resultate und eine de-facto-Verifizierung der RT auf molekularer Ebene. Natürlich nur als eine Arbeitshypothese (um mich „politisch-wissenschaftlich-korrekt“ auszudrücken). Eine freilich millionenfach angewandte und überaus sinnvolle Arbeitshypothese, ohne die sich zb. der flüssige Aggregatszustand von Quecksilber nicht erklären ließe (u.v.a.m.).

    Was Einstein meinte, war aber nicht ein Einstzen der einen Gleichung in die andere, sondern eine Ur-Gleichung, aus der sich jene beiden Gleichungen ergeben. Das gibt es meines Wissens nach noch nicht, aber etwa die Bellsche Ungleichung dürfte ein Weg dorthin sein.

    Die Verschränkung der Teilchen steht, wie man heute weiss, nicht im Widerspruch zur RT, da die RT nicht-tunnelnde Bewegung beschreibt. Für diese ist sie richtig. Verschränkung beruht aber auf tunnelnder Bewegung, die mithin gar keine Bewegung ist, sondern eben eine Verschränkung. Sie beschreibt ein anderes Wirkungsfeld der Physik.

    LG KNI

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    1. hansarandt Autor

      Könnte der Tunnel vielleicht eine Hilfshypothese sein? Aus der Wissenschaftsgeschichte ist bekannt, dass alte Theoriegebäude trotz wachsender Widersprüche gerne mit immer neuen Hilfshypothesen am Leben erhalten werden, solange bis sich ein neues Paradigma nach langer Verzögerung durchsetzen kann. In der Regel benötigt man dazu mindestens eine Generationenfolge von Wissenschaftlern. (Thomas S. Kuhn)

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  6. Kardinal Novize Igor

    Nein, der „Tunnel“ ergibt sich aus der Verschränkung und aus den grundsätzlichen Widersprüchlichkeiten, –Nein, falsches Wort, es müsste „Widersinnlichkeiten der QM“ heißen –die aber rechnerisch zu den richtigen Ergebnis führen,
    die Widersinnlichkeit hat direkt mit dem (nicht anschaulichen) Welle-Teilchen-Dualismus zu tun.
    LG KNI

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    1. hansarandt Autor

      Der Welle Teilchen Dualismus kommt mir immer so vor wie die Trinitätslehre. Gott ist einer aber auch drei, je nachdem wie man das sieht. Wer es fassen kann, der fasse es.

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