Das Dogma des allgemeinen Stimmrechts hat heute die Macht, die einst die Ideen des Christentum besaßen. Redner und Schriftsteller sprechen darüber mit einer Achtung und Schmeichelei, die ein Ludwig XIV. nicht erfahren hat. Hinsichtlich seiner muß man sich also so wie hinsichtlich aller religiösen Dogmen verhalten. Die Zeit allein wirkt auf sie. Le Bon: Pschologie der Massen
Archiv für den Monat Januar 2016
Moderne Götter
Der Sinn der Ausdrücke Demokratie, Sozialismus, Gleichheit, Freiheit u. a.,
ist so vag, dass dicke Bände nicht ausreichen, ihn zu bestimmen.
Und doch ist es sicher, dass sich eine wahrhaft magische Macht
an ihre kurzen Silben heftet, wie wenn sie die Lösung aller
Probleme enthielten. Weiterlesen
Die neuen Leiden eines jungen Hinterbänklers
Der Erfolg einer Rede in einer Parlamentsversammlung
hängt fast ausschließlich vom Prestige des Redners, ganz und
gar nicht aber von den Gründen, die er vorbringt, ab. Weiterlesen
Religiöser Atheismus
Es ist denn auch eine sinnlose Banalität, wenn man betont,
die Massen bedürften einer Religion; denn alle politischen,
religiösen und sozialen Glaubensinhalte finden bei ihnen nur
Eingang in der religiösen Form, die sie jeder Diskussion enthebt.
Die Schlafwandler
Auf der Kippe, so titelt der Spiegel, und das macht mich stutzig. Schon lange ist jedem, der es wissen will, bekannt, dass im Spiegel nicht darüber informiert wird, was tatsächlich geschieht oder darüber, was wir einer repräsentativen Umfrage zu Folge denken, sondern Informationen werden ausgewählt und kommentiert, weil wir etwas ganz Bestimmtes denken sollen. Weiterlesen
Der angloamerikanische Gott
Heinrich Heine, der wegen der preußischen Zensur im Pariser Exil lebende deutsche Dichter schreibt:
„Die Engländer sind das widerwärtigste Volk auf Erden. Übertroffen werden sie nur noch von den Amerikanern: Der weltliche Nutzen ist ihre eigentliche Religion, und das Geld ist ihr Gott, ihr einziger, allmächtiger Gott.“
Widersprüche VIII
Die Demokratie führt das Ende der Literatur herbei: Freiheit und Gleichheit des Stils.
Heinrich Heine
Das Fegefeuer des 21. Jahrhunderts
Dasein ist Schuld, unser Vorhandensein eine Last. Wir wissen, was es bedeutet, Teil eines Problems zu sein. Wir sind Teil der Überbevölkerungs- und Umweltvergiftungskatastrophe, wir sind verantwortlich für das Ozonloch oder das Waldsterben, wir vergeuden täglich Ressourcen. Wir fühlen uns schulding an der Natur. Weiterlesen
Was niemand bemerkte
Er war der Zorro des Mikrophons. Das Publikum liebte ihn. Selbst die Abgestumpftesten verehrten ihn als eine Art Superheld und verfolgten seine täglichen Abenteuer im Fernsehen: Durfort bei den Ghettokindern, Durfort und die Polizei, Durfort für menschliche Haftbedingungen, Durfort gegen Gewalt, Durfort gegen Rassismus, Durfort gegen die Todesstrafe und so weiter. Weiterlesen
Erzfeinde
Heute kann sich keiner mehr vorstellen, wie unsere Großeltern der festen Überzeugung sein konnten, die Franzosen seien unsere „Erzfeinde“. Wer Gelegenheit hatte, einen von ihnen kennen zu lernen, musste feststellen, dass es sich bei den sogenannten Erzfeinden um beinahe ausnahmslos friedliebende und freundliche Zeitgenossen handelt. Weiterlesen